04| Rathaus

Am westlichen Ende des Schlüsselfelder Marktplatzes steht, neben dem Stadttor, das ehemalige würzburgische Amtshaus, heute das Rathaus der Stadt Schlüsselfeld.

Foto: Stadt Schlüsselfeld

Das Städtchen Schlüsselfeld gehörte seit 1396 vollständig zum Fürstbistum Würzburg. Die Amtsleute und die Vögte des Bischofs lebten in der großen Wasserburg Thüngfeld. Auch das halbe Dorf Thüngfeld gehörte zu Würzburg.

Warum Fürstbischof Philipp Adolf von Ehrenberg sich zwei Jahre nach seinem Amtsantritt entschlossen hat, für den Schlüsselfelder Amtmann ein neues Amtshaus zu bauen, lässt sich nicht mehr ergründen. Es war die Zeit der Gegenreformation, aber auch der Höhepunkt der Hexenverfolgung im Fürstbistum Würzburg. Ebenso nicht mehr ergründen lässt sich, was auf dem „Bauplatz” des Amtshauses und der Zehntscheune vorher war. Vieles spricht dafür, dass es sich um „Gartenfläche”, durchzogen vom Bach zur Stadtmühle, handelte.

Dass das Amtshaus (1625/1626) und die Zehntscheune (1627/1628) miteinander geplant und gebaut wurden, ist unbestreitbar. Unter Teilen beider Gebäude befinden sich Gewölbekeller, die einen gemeinsamen Eingang haben.

Ob die Bauarbeiten durch den Dreißigjährigen Krieg unterbrochen wurden, lässt sich nicht mehr feststellen. Wir wissen, dass ab 1631 der Dreißigjährige Krieg in den Steigerwald kam und ein entvölkertes und verbranntes Land hinterließ. Im Schlüsselfelder Stadtbuch steht: 1646 (26.02.-07.03.) ist General Wrangel durch Schlüsselfeld gezogen – dabei wurde die Kirche beschädigt – ward überall blutige Fasnacht.

Ab 1803 kamen die Bayern. Schlüsselfeld, in der Zeit zwischen 1803 und 1810 ein Spielball der Politik Napoleons, wurde 1810 endgültig bayerisch und damit auch die bischöflichen Besitzungen.

Aus dem Amtshaus wurde eine bayerische Oberförsterei, die dem Forstamt in Ebrach unterstellt war. 1885 wurde Schlüsselfeld dann ein selbständiges Forstamt mit einen Forstmeister, der natürlich im ehemaligen fürstbischöflichen Amtshaus residierte.

Da das Forstamt ein kostenloses Wasserbezugsrecht aus der städtischen Wasserleitung hatte und die entnommene Wassermenge immer wieder Gegenstand ausführlichen Briefwechsels war, wissen wir, wie so ein Forstamt bewohnt war. 1912 lebten hier 8 Personen, 2 Pferde und 6 Stück Großvieh. Der Forstmeister hatte offensichtlich auch einen „landwirtschaftlichen Betrieb”.

1972 bis 1978 war in Bayern die Zeit der großen Gebietsreform. Schlüsselfeld mit seiner Randlage tat sich besonders schwer, die geforderte Größe von 5.000 Einwohnern zu erreichen und wieder eine selbständige Einheitsgemeinde bilden zu können. Am 01.05.1978 ist die neue Stadt Schlüsselfeld entstanden, gebildet aus neun ehemaligen Gemeinden. Nun wieder bei Oberfranken und beim Landkreis Bamberg.

Damit wird das bisherige Rathaus mit seinen nur drei Verwaltungsräumen zu klein. Am 28.06.1977 kauft deshalb die Stadt Schlüsselfeld das Anwesen. Das Forstamt war vorher nach Höchstadt/Aisch verlegt worden.

Der folgende Umbau des Amtshauses ist der wohl größte bisherige Eingriff in die Bausubstanz. Fast alle Nebengebäude, zum Beispiel die große Remise und die Schuppen im Hof, werden abgerissen. Nur die kleine Waschküche bleibt stehen und wird später als Sozialraum für den Bauhof genutzt.

2018 begann erneut ein Umbau des Gebäudes. Durch die Verlegung des Sitzungssaals in die frühere Zehntscheune standen nun ausreichend Flächen zur Verfügung, um die Verwaltungsräume und die erforderliche Infrastruktur im Rathaus an die heutige Zeit anzupassen. Entstanden ist ein helles, modernes und zeitgemäßes Verwaltungsgebäude.