11| Viehwaage

Die öffentlichen Viehwaagen waren in allen Gemeinden auf dem Land eine Selbstverständlichkeit. Bauer, Viehhändler und Metzger nutzten diese öffentlichen Einrichtungen zur Ermittlung des Gewichts von Schweinen, Rindern und anderen Nutztieren.

Foto: Stadt Schlüsselfeld

Für die Viehwaagen wurden amtlich vereidigte Wäger bestellt und die Viehwagen mussten mindestens einmal im Jahr vom Eichamt geprüft werden.

Seit wann es in Schlüsselfeld eine öffentliche Viehwaage gibt, lässt sich leider nicht mehr feststellen. Bekannt ist, dass in der Zeit nach dem II. Weltkrieg, als die örtlichen Bauern ihr Schlachtvieh direkt an die örtlichen Metzger verkauften, es üblich war, dass man sich am Schlachttag an der Viehwaage traf. Der amtlich vereidigte und bestellte Wäger nahm die Wiegung vor und stellte einen Wiegeschein aus. Dieser diente als Grundlage zur Bezahlung. Gleiches gilt natürlich auch für verkauftes Vieh an die Viehhändler.

Der letzte amtliche Wäger in Schlüsselfeld war Herr Köber aus dem Hause gegenüber. Eine Wiegung kostete zwei Mark. Eine Mark ging an den Wäger und eine Mark an die Stadt Schlüsselfeld. Interessant ist, dass das Gebäude zwei Zugänge hatte. Vieh konnte dadurch auf der einen Seite auf die Waage getrieben werden und auf der anderen Seite die Waage wieder verlassen. Gerade bei schweren Bullen ein unschätzbarer Vorteil. Viele Viehwaagen in den Dörfern konnten diesen Service nicht bieten.

Der Unterhalt der Viehwaage war für die Stadt Schlüsselfeld immer unwirtschaftlich. Die notwendigen jährlichen Eichungen kosteten ein Vielfaches der Einnahmen. Außerdem ging die Anzahl der Wiegungen stark zurück. 1994 beschloss deshalb der Stadtrat der Stadt Schlüsselfeld, die öffentliche Viehwaage zu schließen. Damit keine weiteren Wägungen vorgenommen werden konnten, forderte das Eichamt den Ausbau der eigentlichen Waage. Es kann als Glücksfall bezeichnet werden, dass so ein unbedeutendes Gebäude erhalten geblieben ist.